MANAGEMENT

Dr. Florian Schuch

Die rheumatologische Fachassistenz

Management

Zu welchen Leistungen hat die RFA in der niedergelassenen Praxis geführt? Was befähigt sie zu Delegationsleistungen? Was kann ein Motivationsfaktor sein?


Ein kurzer Rückblick: Der Beruf der Arzthelferin entstand in den fünfziger Jahren und war zunächst vorwiegend als reine Verwaltungsunterstützung und für einfachere medizinische Assistenz in der kassenärztlichen Haus- und Facharztpraxis angelegt. Ende der sechziger Jahre wurde dann eine eigenständige zweijährige Weiterbildung etabliert. Seit 2006 ist der Beruf der „Medizinischen Fachangestellten (m/w/d)“ (MFA) als Weiterentwicklung des Berufs der Arzthelferin definiert worden. Parallel mit dieser Änderung der Nomenklatur haben sich die Aufgaben der MFA in allen Bereichen der Medizin erheblich verändert.

Und heute? Bis dato sind noch die überragende Mehrheit der medizinischen Fachangestellten in Arztpraxen tätig, aber zunehmend auch in Krankenhäusern, im ambulanten und stationären Versorgungsbereich. Der Unterschied zu früher: Das Aufgabengebiet hat sich ganz erheblich verändert und die Verantwortlichkeiten in der Patientenbetreuung sind in den letzten Jahren viel mehr und vielschichtiger geworden. Eigenständige Hausbesuche im hausärztlichen Versorgungsbereich, Einbindung in Patientenschulungen, Betreuung bei chronischen Erkrankungen sind in der Jetztzeit fest etabliert. Trotz dieser Erweiterung des Berufsfelds und dem Mehr an Verantwortung und einer damit einhergehenden deutlichen Verbesserung im Gehaltsgefüge hat sich das Bewerberinteresse für diesen Beruf in den letzten Jahren deutlich reduziert. Leider eine unbefriedigende Situation für unsere Praxen und Versorgung!

Mit der seit 2006 etablierten Rheumatologischen Fachassistenz (RFA) sind die speziellen Anforderungen an Assistenz- und Pflegepersonal in Rheumatologischen Schwerpunktpraxen und Kliniken bedient worden. Zielgruppe sind neben der MFA auch Fachkräfte für Gesundheits- und Pflegeberufe („Krankenpfleger m/w/d“). Diese Ausbildung ermöglicht eine erhebliche Ausdehnung der Kompetenz und damit auch des Aufgabenspektrums der RFA.

  • Erkennung von Notfällen
  • Telefonische Differenzierung der Akutizität: Erstvorstellung bis Dauerbetreuung
  • Verbesserung des Krankheitsverständnis
  • Therapie-Verständnis/Therapie-Einstellung T2T „Treat-to-Target“
  • Management von Komorbidität: z. B. Impfen, „Knochengesundheit“, Ernährung
  • Mitarbeit bei Patientenedukation

Dieses vielfältige Anforderungsprofil macht auch deutlich, dass eine sorgfältige Auswahl des Mitarbeiters eine wichtige Voraussetzung ist. Die übergeordneten Prinzipien einer möglichen Implementierung der Delegation sind dabei unbedingt zu beachten:

  • Verantwortung des Arztes für alle Leistungen
  • Beachtung der individuellen Eignungen und Wünsche der MFA
  • Klare Handlungsanweisungen
  • Stringente Dokumentation
  • Qualitätskontrolle

Im Alltag zeigt sich, dass dieses Mehr an Wissen und Können der ausgebildeten RFAs viele noch nicht qualifizierte Kollegen motiviert, ebenfalls diese Ausbildung anzustreben. Durch diese neuen Verantwortlichkeiten und Kompetenzen kann eine Verbesserung der Arbeitszufriedenheit, eine bessere Identifizierung mit der Tätigkeit und auch Sinnfindung, Sinngebung im Beruf erreicht werden. Jahrelange, manchmal jahrzehntelanges Begleiten von Patienten und das Erleben der Dankbarkeit und des Vertrauens, welches uns Patienten mit entzündlich-rheumatischen Systemerkrankungen entgegenbringen, ist in der täglichen Arbeit oft berührend.

Eine wirkliche dreifache „win-win-win“-Konstellation wird für den Patienten, die RFA und den Rheumatologen erreicht. In Zeiten, in denen die Arbeitsverdichtung immer stärker zugenommen hat, kann die kooperative Betreuung durch Rheumatologen und RFA hier Freiräume und Zeiträume schaffen, die es erlauben, die ureigensten Aufgaben des Berufes zu verwirklichen:


Einen chronisch kranken Menschen zu begleiten, zu unterstützen und Sicherheit zu geben!